Gussform für Fälschungen

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Hallo liebe Sammler,

wir können euch heute etwas ganz interessantes präsentieren. Etwas, das zur gesamten Fälschungsgeschichte der Ü-Ei-Inhalte einen großen Beitrag leistete und immer noch leistet. Jeder der sich mit Fälschungen beschäftigt, wird diese Sache sicherlich mit großem Interesse verfolgen um dabei zu lernen und zu verstehen.

Es handelt sich hierbei um eine Fälschungsgussform von Hippo-Brillen der Jahre 1988 und 1990. Durch Kontakte sind wir an diese Form gelangt und können sie euch heute hier präsentieren! An dieser Stelle nochmal vielen Dank an die Kontaktperson für die Hilfe.

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Wir werden sie euch nicht nur hier in Bildform präsentieren, sondern werden sie auch mitbringen zur Börse in Dreieich am 30.08.09. Vor Ort an unserem Prüftisch kann sie sich jeder der möchte aus der Nähe anschauen.

Leider können wir nicht alle Informationen über diese Form preisgeben, da diese Informationen auch einen enormen Schaden anrichten könnten. Aber ein paar kleinere Details sind dennoch zu nennen. Die Form stammt, wie ja die meisten schon ahnen, aus dem Osten.

Der Materialeinsatzwert zur Herstellung der 4 Brillen beträgt circa 0,12 €. Die Kosten für die Anschaffung der Form liegen nach wie vor im mittleren 4-stelligen Euro Bereich. Was sie für einen Neu-Anfänger in der jetzigen Zeit nicht mehr wirtschaftlich macht (daher ja auch die vielen Dental-Replis auf dem heutigen eBay-Markt). Vor 10-15 Jahren hingegen war das jedoch ganz anders und der Kaufpreis hatte sich sehr schnell amortisiert - betrachtet man z.B. den Kaufpreis von Brillen in Höhe von ca. 20 DM und die mangelnde Aufklärung.

Bitte versteht, dass wir bei der Herkunft und Beschaffung nicht weiter ins Detail gehen können um Nachahmern im Vorhinein keine Chance zu lassen.

Nachdem nun etwas Zeit ins Land gegangen ist konnten wir uns etwas ausführlicher damit befassen. Daher können wir euch hiermit einen sehr ausführlichen und stark bebilderten Bericht präsentieren, der euch auch das Prinzip des Gießvorgangs nahelegen soll! Dieser Gießvorgang ist äquivalent zu dem einer Original-Figur.

Die folgenden Bilder zeigen erst ein Mal einen Überblick über die Gussform:

Bild1 rhfhr.jpg Bild2dt5g.jpg Bild11rfr.jpg Bild23ober.jpg Bild352c2.jpg

Bevor die geschmolzene Plastikmasse (vorher in Granulatform eingeführt und erhitzt) in die Form hinein gepresst wird muss sichergestellt werden, dass die Vorrichtung zum Auswerfen der fertigen Teile eingefahren ist.

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Betrachtet man sich die Form so merkt man, dass es ja sehr unpraktisch ist beide Brillen-Jahrgänge gleichzeitig zu gießen. Sie haben schließlich eine unterschiedliche Materialfarbe. Hier unterscheidet sich diese Gussform von der Originalfom. Ferrero hatte selbstverständlich für jeden Jahrgang eine eigene Form. Aber auch die Hersteller dieser Form haben sich eine Lösung dafür ausgedacht. Das Gussmaterial wird durch die obere Gussformhälfte zugeführt. Das Gussmaterialzuführ-Loch in der Mitte trifft beim Zusammenstecken der Formhälften auf eine Art Verteiler. Dieser kann mittels einem Sechskant-Schlüssel (INBUS o.ä.) verstellt werden und legt fest welche Art von Brillen gerade gegossen werden soll.

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Wie ja schon erwähnt besteht die Form aus zwei Hälften. Normalerweise bildet die Stelle wo die Hälften zusammentreffen die spätere Naht der Figur. Das bedeutet, eine Hälfte der Figur ist als Hohlteil in der unteren Formhälfte eingefräst und die andere Hälfte in der oberen Formhälfte. Bei den Brillen werden viele feststellen, dass es ja gar keine Naht gibt. Das stimmt aber so nur im Falle der 1988er Brille. Die 1990er Brille hat eine etwas weniger auffällige Naht. Die Naht ist nur an den "Knubbeln" auf den Brillen bügeln zu sehen. Nämlich genau dort wo diese ansetzen. Das heißt wiederum, dass wir in dieser Gussform in der oberen Hälfte nur die Eindrücke für die späteren "Knubbel" finden. Der Rest ist plan gefräst (glatt).

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Zusätzlich dazu finden wir in der oberen Hälfte Löcher in der Nähe der Brillen. Dort ist zwar auf den Bildern rosa Farbe zu sehen, jedoch dienen diese Löcher nicht als Gusszufuhr sondern lediglich zur punktgenauen Zentrierung. Das rosa Gussmaterial hat sich wohl beim erstmaligen Austesten der Form dazwischen gedrückt.

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Beim ersten Blick auf die untere Gussformhälfte scheint es so, als wären die Zufuhr-Stege nicht mit den dahinter anschließenden Brillenformen verbunden. Es scheint aber wie gesagt lediglich so, denn dahinter steck wiederum eine wohl durchdachte Technik. Die Stege sind nur durch ein kleines Loch mit den Brillenformen verbunden. Man kann es sich im Prinzip wie eine kleine Brücke mit einer Unterführung vorstellen. Durch die "Unterführung" fließt dann das Gussmaterial in die Brillenform.

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Das geniale an dieser Ausführung ist jedoch, dass die Brillen von unten mit Hilfe der oben genannten Auswurfsvorrichtung ausgestoßen werden. Durch die Metallverbindung ("Brücke") brechen die Brillen schon beim Auswerfen von den Stegen ab und man hat Zeit und Arbeit gespart. Die Brillen können nun von dem unnützen Stegmaterial wegsortiert und verpackt werden. An der Stelle wo die Brillen abbrechen findet man später den sogenannten Abrisspunkt. Nun kann man sich vorstellen wie klein die angesprochenen Löcher sind.

Die Auswurfvorrichtung besteht aus vielen kleinen Stäben, die durch die untere Formhälft nach oben gedrückt werden. Dies geschieht im Produktionsvorgang natürlich automatisch durch einen Stößel am Ende der Form. Wir zeigen euch das Prinzip aber von Hand.

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Da man während des Produktionsvorganges nicht die Zeit hat jede einzelne Brille voll und ganz aushärten / abkühlen zu lassen werden die Brillen im Prinzip sogar etwas zu früh ausgestoßen. Die Oberflächenhärte der Brillen ist zwar so stabil, dass sie sich im Regelfall nicht mehr großartig verändern oder verbiegen, jedoch kann mit Krafteinwirkung dennoch eine Verformung erzeugt werden. Genau dies geschieht dann auch beim Auswurfvorgang. Die Auswurfstöcke üben von unten Kraft auf die Brille auf, da sie ja an den Stegen (bzw. an der "Metallbrücke") abbrechen sollen und zusätzlich auch noch etwas durch adhäsive / klebende Restwirkung in der Form gehalten werden. Es kommt also zu Verformungen am Punkt der Auswurfstöcke. Diese Verformungen, die aus Herstellersicht unvermeidliche Produktionsfehler sind, bezeichen wir generell als Gussabdrücke. Sie entstehen also immer dort wo die Auswurfvorrichtung die Brillen nach oben drückt.

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Wir hoffen, dass dieser Bericht vielen Sammlern dabei helfen konnte den Hintergrund hinter den oft zitierten Begriffen "Abrisspunkt", "Gussabdruck", "Steg", etc. und aber auch dem gesamten Prozess des Gießens näher zu bringen.

Christian Scherer